Das ein Auto nicht nur von außen gut aussehen, sondern auch technisch top sein sollte, muss ich wohl keinem erklären. Nachdem sich die Vorderachse in der letzten Zeit beim Einlenken bis Maximum mit einem leichten Knacken mehr und mehr gemeldet hatte, war es an der Zeit die Achse etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Achtung : Wie bei jedem Beitrag zu Reparaturen in diesem Blog erfordern auch die im folgenden Text beschriebenen Arbeiten entsprechendes Wissen, Fachkenntnis und geeignetes(!) Werkzeug. Gerade Teile unter Spannung wie Schraubfedern können bei ungewollter Entspannung enorme Kräfte entwickeln und so zu einer ernsten Gefahr für Leib und Leben werden! Der folgende Text ist keine Anleitung sondern nur eine Beschreibung, wie ich es gemacht habe – nachmachen auf eigene Gefahr.
Diagnose an der Vorderachse
Bei der Begutachtung des Coupes auf der Hebebühne durch Kumpel Andreas stellte sich heraus, das auf der Fahrerseite der Kugelkopf von der Spurstange sowie auf beiden Seiten die Traggelenke Spiel haben.
Die passenden Ersatzteile waren schnell online bei TE-Taxiteile in Berlin geordert und auch genauso schnell geliefert, wobei gleich beide Spurstangen (also links und rechts) gewechselt wurden. Der Mehraufwand bei der Montage genau wie der Mehrkostenaufwand halten sich in sehr überschaubaren Grenzen, dafür habe ich auf Jahre erstmal Ruhe und neue Spurstangen machen die nach der Reparatur nötige Achsvermessung deutlich einfacher.
Einbau der Ersatzteile
Nachdem die Ersatzteile vor Ort waren, konnte der Austausch beginnen. Die beiden alten Spurstangen waren schnell demontiert, der Stabi wurde an beiden Federbeinen genau wie die Lenkungsbegrenzer gelöst bzw ausgebaut, um besser an die Querlenker bzw die Traggelenke kommen zu können.
Probleme? Lösung!
Leider stellte sich heraus, das die Traggelenke mit normalen Mitteln nicht beizukommen war, d.h. sie Teile waren so fest im Querlenker, so das Andreas und ich uns entschieden, kurzerhand auf beiden Seiten die Querlenker komplett auszubauen. Da Spur- und Sturz nach erfolgtem Austausch eh eingestellt werden muss, macht dieser (ungeplante) Arbeitsschritt den Kohl auch nicht mehr fett. Der Schraubstock trennte schließlich die maroden Gelenke von den Querlenkern.
Da die Querlenker eh schon ausgebaut waren, entschloss ich mich sie auch gleich zu revidieren, was nichts anderes heißt als sie aufzuarbeiten. Die beiden anderen Gummis sahen noch gut aus, so das auch ein Neukauf der kompletten Querlenker keine Option darstellte (dazu hätte das Coupe auch noch einige Tage die Hebebühne belegt, was auch keiner wollte.)
Also die beiden Querlenker ordentlich vom losen Rost befreit (mit Spachtel und Bohrmaschine + Drahtbürste) und anschließend satt in zwei Schichten mit Hammerite lackiert – das sieht nicht nur gut aus sondern schützt in erster Linie das Metall. Der innere Bereich der Querlenker (wo streichen nicht möglich war) wurde mit Fluid-Film und passender Hohlraumsonde versiegelt. Das sollte erstmal wieder ein paar Jahre halten 🙂
Versiegelung am Unterboden muss sein
Das Einpressen der neuen Traggelenke in die frisch lackierten Querlenker erfolgte ohne weitere Probleme, nun konnte die Vorderachse auf beiden Seiten wieder zusammen gesetzt werden, oder? Not yet Kameraden, not yet!
Bevor es an den Zusammenbau gehen konnte, hat Andreas den Unterboden im Bereich der Vorderachse noch kompl. mit dauerelastischen Unterbodenschutz versiegelt, besonderer Augenmerk galt dabei den beiden Federaufnahmen. Diese haben sich im Laufe der Jahre als echte Schwachstelle bei der 124er Baureihe herausgestellt und man sollte den Bereich (natürlich auch die Aufnahmen an der Hinterachse) immer mal wieder begutachten.
Glücklicherweise war außer Flugrost nichts zu sehen, aber wenn schon einmal alles abgebaut ist, kann auch gleich neu versiegelt werden.
Zusammenbau
Der Zusammenbau gestaltete sich unspektakulär und war in rund einer Stunde (Pausen-Bierchen inklu) erledigt. Was nur noch fehlte war die Achsvermessung, welche einen Tag später durchgeführt wurde.
Danke, danke, danke!
Bedanken muss ich mich auf jeden Fall bei Andreas, der so gut wie alle Arbeiten am Benz durchgeführt hat – ich war eher der Handlanger und Bierkonsument (ok, ich hab die Querlenker revidiert, das hätte aber auch ein dressierter Affe geschafft). Ich habe mir viel abschauen können und vielleicht könnte ich den nächsten Traggelenk-Wechsel sogar selber ausführen (aber nur vielleicht 😉 )
Danke, Andreas!
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