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Apocalypse Now

Es gibt Tage, die sind nicht schön. Dann gibt es Tage, die sind einfach beschissen.. Und so geschah es, das ich einen dieser richtig beschissenen Tage erwischt habe, besser gesagt mein Coupe. Denn durch eine kleine Unachtsamkeit kam es zu einem Unfall, der zwar ohne Personenschaden glimpflich endete, aber meiner alten Dame nachhaltig deutliche Kampfspuren verpasste.

Achtung : Wie bei jedem Beitrag zu Reparaturen in diesem Blog erfordern auch die im folgenden Text beschriebenen Arbeiten entsprechendes Wissen, Fachkenntnis und geeignetes(!) Werkzeug. Gerade Teile unter Spannung wie Schraubfedern können bei ungewollter Entspannung enorme Kräfte entwickeln und so zu einer ernsten Gefahr für Leib und Leben werden! Der folgende Text ist keine Anleitung sondern nur eine Beschreibung, wie ich es gemacht habe – nachmachen auf eigene Gefahr.

Tag X / Dienstag – Shit happens & Glück im Unglück

“Shit happens!” sagt der Volksmund und so musste natürlich der Schaden so schnell es ging wieder gerichtet werden bzw das Auto wieder in einen verkehrssicheren Zustand zurückversetzt werden. Nachdem der nette Mann vom ADAC  Abschleppdienst mich bzw das Coupe zum Standort meiner Wahl brachte (Plusmitgliedschaft sei Dank!) konnten die Spiele beginnen (oder so ähnlich).

Es stellte sich heraus, das außer der oberen Strebe, welche dank umfangreicher Stauchung den äußerst männlichen Sturz verursachte, keine anderen Teile an der Hinterachse (also Antriebswelle, restliche Streben, Radlager und -nabe) Schaden genommen hatten. Auch die Felge zeigte auf der Wuchtmaschine bis auf eine kleine Macke am Felgenrand keinerlei Auffälligkeiten – Glück gehabt!

Danach wurde die hintere Seitenverkleidung sowie das Fenster samt Hebermechanismus ausgebaut, um die Delle evtl schon etwas wieder nach außen drücken zu können. Während die Delle oben nicht wirklich schlimm aussieht (zwar groß, aber keine spitzen Verformungen und Lackrisse) schaut es unter den Sacco-Brettern ernster aus. Hier ist zwar nichts gerissen, aber dank der Steifigkeit des Bleches ist ein ausbeulen so ohne weiteres nicht möglich.

Schließlich habe ich am Abend noch die für die Reparatur benötigten Teile bei TE-Taxiteile bestellt. Teile? Es ist doch nur die Sturzstrebe breit, oder?
Richtig, aber da die Revision der Hinterachse eh auf dem Zettel stand (denn neuen gebrauchten Achsträger aus der Bucht lag bereits seit wenigen Tagen in meiner Garage) wurde diese nötige Arbeit nun einfach vorgezogen – wenn unterm Auto liegen, dann doch gleich richtig :o)

Tag X + 1 / Mittwoch

Der Auspuff wurde abgebaut (nur der Endtopf) was sich als äußerst zeitintensiv herausstellte, da der Remus im Laufe der Zeit doch eine sehr innige Verbindung mit dem Mittelschalldämpfer eingegangen ist – aber mit einem Hammer und einer Elektrosäge lag das gute Stück schon bald neben dem Coupe. Ein neuer Auspuff lag auch bereits bereit, der Remus sollte einem Modell im Serientrim weichen – irgendwie konnte ich mich nie mit der Optik des Remus anfreunden….

Als letzte Handlung an diesem Tag wurden mit Hilfe eines Hammers und eines Schraubstockes die alten Lager aus dem aufzubereitenden Hinterachsrahmen “ausgebaut”. Nun war der Rahmen bereit für etwas Kosmetik.

Tag X + 2 / Donnerstag

Der Hinterachsträger wurde mechanisch mittels gezopfter Drahtbürste sorgfältig vom losen Rost entfernt und dann die betroffenen Stellen mit Brunox Epoxy großzügig 2x eingepinselt. Das ganze dann gut durchtrocknen lassen und dann war auch schon Feierabend, reicht ja auch für einen Tag… 😉

Tag X + 3 / Freitag

Die Teile von TE-Taxiteile sind angekommen und wurden vorab schon einmal begutachtet – ist doch ein gutes Stück Arbeit welches da vor einem liegt – aber hilft ja nichts.

Am Abend gab es dann so richtig Lack – und zwar für den Hinterachsrahmen, welcher mit zwei Schichten Hammerite Lack einen neuen Anstrich bekam und zusätzlich als Rostschutz dient. Auch hier war die Arbeit schon wieder für den Tag geleistet und es war Kräfte sparen angesagt – das Wochenende sollte noch anstrengend werden.

Tag X + 4 / Samstag

Frisch gestärkt durch ein zünftiges Mittagessen ging es dann mit Kumpel Andreas ans Eingemachte, soll heißen die Spiele hatten begonnen…

Die Hinterachse (bzw der Achsrahmen samt Differential, Antriebswellen und Strebensatz) war recht zügig von der Kardanwelle, den Bremsbelägen und -scheiben, den Stoßdämpfern sowie dem Stabi befreit und schon bald konnte nach Demontage der 4 Schrauben an den (völlig fertigen) Achslagern die Hinterachse runtergelassen werden, wobei aber leider der ABS-Sensor am Differential das zeitliche segnete (das Kabel lag zwar frei, aber irgendwie wurde es beim ablassen eingeklemmt und riss direkt am Sensor ab) – Kollateralschäden halt.
Achja, die Feststellbremse fiel bei der Demontage Andreas auch in vielen ungewollten Einzelteilen entgegen, so das auch hier Neuteile zügig rangeschafft werden mussten.

Die Spritleitung, welche am Hinterachsträger eingehängt ist, wurde am Benzinfilter getrennt (und natürlich verschlossen, der Tank war randvoll), denn eine Beschädigung an den Kraftstoffleitungen bzw Filter sollte auf jeden Fall vermieden werden. Nachdem die Achse ausgebaut war, wurde das Differential samt Achsschenkel und hinteren Querlenkern abgebaut und die Alt-Achse samt Strebensatz wanderte in die Schrottecke.

Die Begutachtung des nun freigelegten Unterbodens am hinteren Teil des Coupés zeigte viel Flugrost, aber auch ein kleines Lock an einem Haltepunkt der Achse – hier war später noch das Schweißgerät gefragt.

Nächster Schritt : Einpressen der kleinen und großen Buchsen für den Hinterachsrahmen sowie für das Differential, was etwas dauerte, aber schließlich doch gelang. Danach wurde der frisch gebuchste Achsrahmen mit dem Strebensatz von TE-Taxiteile bestückt (der alte stand ja noch als Vorlage zur Verfügung).

Die letzte Aktion war das buchsen der beiden Achsschenkel (mit den sog. Quietschbuchsen) , was aber schwieriger war als erwartet. Während der erste Achsschenkel zügig über eine neue Buchse verfügte, wollte der zweite nicht oder besser gesagt, er wollte sich nicht von der Antriebswelle trotz gezielter Hammerschläge trennen. Mittlerweile war es schon nach 22 Uhr und die Energie von Andreas und mir war auf dem Nullpunkt angekommen. Daher wurde die festsitzende Antriebsachse am Achsschenkel noch mehrmals satt mit WD40 eingesprüht und dann schließlich Feierabend gemacht.

Tag X + 5 / Sonntag

Sonntag ging es mit neuer Kraft an die weiteren Arbeiten und siehe da, WD40 wurde seinem Ruf wieder einmal gerecht – über Nacht nagte es so wirksam am Rost, das sich Sonntag morgen die Antriebswelle mit 2 kleinen Hammerschlägen klaglos vom Achsschenkel löste – warum nicht gleich so?

Nachdem die letzt Buchse seinen Weg zur neuen Wirkungsstätte gefunden hatte, hieß es erstmal Teile holen – wie es der Zufall so wollte hatte ein Bekannter noch einen Satz Beläge für die Feststellbremse liegen… Man darf ja auch mal Glück haben im Leben 🙂

Wieder zurück in der Garage war endlich Bergfest – der Zusammenbau konnte nun erfolgen.

Aber Halt! Da war ja noch der Rost am Unterboden sowie das kleine Loch? Das Schweißgerät kümmerte sich um ungewollte Öffnungen und nach der Flugrostentfernung versiegelten 1 Dose Unterbodenschutz auf Wachsbasis den kompletten hinteren Bereich.

Jetzt konnte der Zusammenbau nun aber endlich beginnen.

Der Zusammenbau nahm zwar einige Zeit in Anspruch, gestaltete sich durch die vielen Neuteile aber als deutlich angenehmer als der Ausbau, das Einfädeln der kompletten Hinterachse in die 4 Haltezapfen kostete ein wenig Nerven, gelang nach wenigen extrem schweißtreibenden Minuten dann doch und schon bald nahm der hintere Bereich des Coupés wieder die Form an, wie man sie kennt – also mit Achse und Auspuff 🙂

Da doppelt immer besser hält, wurde zum Schluß der Unterboden samt Hinterachse (aber natürlich ohne Differential und Auspuff sowie Bremsanlage) mit einer weiteren Dose Unterbodenschutz versiegelt – wo U-Schutz ist, kommt kein Wasser oder Dreck hin.

Als letzter Punkt auf der Tagesordnung stand schließlich noch der Einbau des Fensters samt Hebemechanismus auf dem Plan, denn was nutzt ein fahrbereites Coupe, wenn hinten kein Fenster eingebaut ist? Nachdem das Fenster wieder eingesetzt war, war es auch schon kurz vor Mitternacht und ich fuhr mit dem Coupe von Andreas´ Garage nach Hause, denn für mich war noch kein Feierabend in Sicht….

Das Fenster musste noch eingestellt werden und wer selber ein Coupe besitzt und diese Arbeit schon einmal durchgeführt hat weiß, wie langwierig diese Arbeit ist. Ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen (erstaunlich, das tatsächlich jemand bis hierhin gelesen hat *gg* ) hat es bis 4 Uhr in der Früh(!) gedauert, bis die Scheibe wieder so saß, das die Fenster dicht sind und auch nicht direkt an- bzw. aufeinander reiben. Das diese Fummelarbeit nicht ohne diverse Kraftausdrücke über die Bühne gegangen ist, sollte jedem klar sein, der mich etwas kennt 🙂

Tag X + 6 / Montag

Das Coupe rollt wieder! Zwar noch mit sichtbaren Kampfspuren vom Unfall (Delle), aber das ist ja “nur” ein optischer Mangel – technisch zeigt sich das Coupe wieder von seiner besten Seite bzw hinterachsmäßig so gut wie neuwertig was sich auch in einem deutlich besseren Fahrgefühl äußerte.

Am Montag Abend habe ich dann als abschließende Arbeit noch die Seitenverkleidung hinten wieder eingebaut und innen wieder “klar Schiff” gemacht – eine Autowäsche für die alte Dame stand dann am nächsten Tag auf dem Programm, die hatte sich das Coupe auch redlich verdient 🙂

Wann die Beule angegangen wird ist noch nicht sicher, da wohl auch hier einige Euro für einen anständige Reparatur (das trauen wir uns nicht selber zu) in den Hand genommen werden muss. Mal sehen wann es losgeht, mit aufgestecktem Sacco-Brett sieht es gleich nicht mehr soooo schlimm aus.

Ein wenig Arbeit ist auch noch zu erledigen, zB müssen die hinteren Querlenker noch gründlich revidiert werden oder ich ersetze sie gegen andere – dafür war jetzt keine Zeit, wird aber auch bald gemacht.

Und zum Schluß…

…muss ich auch wieder einmal Andreas danken, der einen Großteil der Reparaturarbeiten durchgeführt hat und einige Termine verschob, damit mein Benz wieder so schnell wie möglich auf die Straße gekommen ist. Danke, danke!

So, nun noch wie gewohnt ein paar Fotos und dann reicht es auch erstmal wieder…

 


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